Impressionen aus Lissabon (Juni 2017)

Impressionen aus Lissabon

the very first time…

Lissabon stand schon lange weit oben auf meiner Reise-Wunschliste. Was ich bislang über die Hauptstadt bzw. Portugal wusste? Nicht viel: nur, dass Christiano Ronaldo aus diesem Land stammt, die Straßenbahnen und Brücke in Lissabon an die von San Francisco erinnern sollen, der aktuelle Gewinner des ESC Salvador Sobral heißt und die Algarve als beliebteste Urlaubsregion gilt. Ach, ja, und dass X-Men Schauspieler Michael Fassbender sich in Lissabon bzw. im Stadtteil Alfama gerade ein Luxusapartment gekauft hat.

Also, höchste Zeit, endlich eigene Eindrücke und Fakten zu sammeln. Doch bevor es soweit war, musste ich den nackten Tatsachen ins Auge sehen und am Münchner Flughafen zum ersten Mal in meinem Leben durch einen ebensolchen Scanner. Breitbeinig hinstellen, Arme zur Seite und …”ob Du richtig stehst, siehst Du gleich, wenn das Licht angeht” (sorry, aber da kommen gleich Erinnerungen an 1,2 oder 3 mit Michael Schanze hoch:-)) Das grüne Licht leuchtet, ich bin sozusagen durchschaut und die Reise kann losgehen…

Drei Stunden später beginnt der Airbus A 321 den Anflug auf Lisboa, unter uns liegt die wunderschöne Altstadt und bereits wenige Minuten später setzt der Flieger auf. Wir sind in Portugal! Oder, Moment mal, vielleicht doch auf Kuba? “Comandante Wüst und sein Team bedanken sich dafür, dass Sie heute… Lufthansa gewählt haben”. Glück gehabt, doch nicht in Castro Airlines eingestiegen…   

Mit unserem Gepäck in den Händen stellte sich meinem Freund und mir als nächstes die Frage: Wie kommt man am schnellsten und bequemsten in die Innenstadt? Eine Möglichkeit wäre: die Metro nehmen. Vorteil: Es kostet nicht viel. Nachteil: Man sieht nix von der Stadt. Die zweite: mit dem Taxi fahren. Ein Blick vor den Ankunftsbereich langt, um diesen Gedanken gleich wieder zu verwerfen. Eine endlose Warteschlange von zig Urlaubern schlängelt sich um die Absperrbarrieren vor dem Taxistand. Was also tun? Die Lösung: Uber rufen! Die inzwischen weltweit bei allen Taxifahrern höchst verhassten Konkurrenten lassen sich per App an jeden beliebigen Ort bestellen und kosten in der Regel nur die Hälfte vom normalen Taxipreis. Während also alle anderen Reisenden am Taxistand in der prallen Mittagssonne in der Schlange warteten, wurden wir innerhalb von fünf Minuten von einem gut gelaunten und gesprächigen Uber-Fahrer abgeholt und bis vor die Wohnungstür gefahren. Auf dem Weg dorthin hat er uns außerdem noch jede Menge praktische Tipps und Infos über Lissabon verraten. Okay, vielleicht auch nur, weil man bei Uber hinterher den Fahrer für seine Freundlichkeit etc. bewertet und ihm Sterne vergibt. Das Leistungsprinzip bei Uber ist in den Medien ja nicht ganz unumstritten und viele Städte wehren sich ja gegen die Geschäftsmethoden des bekannten Startup-Unternehmens. Unser Fazit lautet aber: Finanziell lohnt sich Uber definitiv in Lissabon. Unterm Strich hatten wir durchweg sympathische Fahrer und haben oft nur wenige Euro für eine Fahrt bezahlt statt den doppelten oder dreifachen Preis mit den meist eher mürrischen Taxifahrern…    

Mit der Tür ins Auto fallen…

Oft weiß man Dinge ja erst zu schätzen, wenn man sie plötzlich nicht mehr hat. So Banales wie zum Beispiel breite Gehwege. Seit meinem Besuch in Lissabon sehe ich Bürgersteige mit anderen Augen. Denn die Gassen bzw. kleinen Seitenstraßen sind dort so eng, dass man als Fußgänger quasi froh sein kann, wenn man beim Laufen keinen Seitenspiegel eines Autos in die Rippen bekommt. Also eher Quetsch- als Gehweg. Doch das Abenteuer beginnt eigentlich schon, wenn man zuhause noch in der Küche steht. Denn in unserer portugiesischen Airbnb-Wohnung gibt es keinen Eingangsbereich oder Flur, sondern man steht beim Aufschließen der Haustür sofort in der Küche. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass man beim Verlassen der Wohnung mit der Tür auf die Straße bzw. ins Auto fällt, wenn man nicht aufpasst. Ergo: immer erst gaaanz vorsichtig und langsam raus gehen, sonst hängt man schneller an der Windschutzscheibe eines portugiesischen Gemüselasters, als man gucken kann…

Etwas Nostalgie gefällig?…

Da in jedem Reiseführer steht, dass man zumindest einmal mit der legendären Tramlinie 28 gefahren sein muss, haben wir uns auch ganz brav an ihrem Startpunkt, den Martim Moniz Platz, in der Schlange angestellt und eine geschlagene Stunde (!) gewartet,  bis wir endlich in eine Bahn einsteigen konnten. Leider haben diese Bahnen nicht viele Sitzplätze und daher passen pro Waggon nur ca 20/25 Leute rein, d.h. der Fahrer zählt mit und fährt los, sobald kein Sitzplatz mehr frei ist. Wer sich die lange Warterei ersparen will, dafür dann aber stehen muss, der steigt einfach ein, zwei Stationen später ein, wie wir festgestellt haben. Denn natürlich hält die Straßenbahn auf ihrem Weg durch die Altstadt Alfamas immer wieder, aber wie gesagt, die Sitzplätze sind da bereits besetzt…

 

von wegen stilles Örtchen…

Eine Besonderheit, die mir in Portugal aufgefallen ist, sind die öffentlichen Toiletten. Egal ob im Restaurant oder sonst wo, sobald man sich aufs Klo setzt und sich für einige Sekunden nicht mehr bewegt, geht das Licht aus und man hockt komplett im Dunklen. Kein Witz! Beim ersten Mal dachte ich noch, das sei eine Ausnahme, spätestens beim dritten wusste ich: dahinter steckt Methode. Ich meine, ich bin ja auch fürs Energiesparen und ein Anhänger von Nachhaltigkeit, aber muss ausgerechnet hier das Licht schon nach wenigen Sekunden ausgehen? Natürlich kann man ja theoretisch herumzappeln und immer wieder aufstehen, aber der Begriff des stillen Örtchens ist hier jedenfalls völlig unpassend, denn wer still sitzen bleibt, bei dem wird’s zappenduster….

Alles eine Glaubenssache…

Für eines meiner Interviews bin ich in den Wallfahrtsort Fatima gefahren, der rund 130 km nördlich von Lissabon entfernt liegt (mit dem Expressbus für 11,90 Euro braucht man ca.  90 Minuten). Erst Mitte Mai war Papst Franziskus dort, um zwei der drei Hirtenkinder heilig zu sprechen, die an genau jenem Ort vor 100 Jahren, also 1917, mehrere Marienerscheinungen hatten (immer an einem 13. des Monats). Zwei der Kinder starben bereits zwei bzw. drei Jahre nach diesem Ereignis an der spanischen Grippe, das dritte, Lucia dos Santos wurde Nonne und verstarb 2005 im Alter von 97 Jahren. Auf ihren Aussagen beruhend haben die Kinder damals drei Visionen bzw. Voraussagen von der Jungfrau Maria erhalten, die seitdem von den Gläubigen vielfach gedeutet und interpretiert wurden. So hatte sie den Kindern in einer ihrer Begegnungen angeblich auch verschlüsselt das Attentat auf Papst Johannes Paul II., das sich 1981 ereignete, vorausgesagt. Johannes Paul sagte danach, er glaube, dass die Jungfrau Maria von Fatima ihm das Leben gerettet habe, weil das Attentat genau am Gedenktag ihrer ersten Erscheinung, am 13. Mai, passierte. Aus diesem Grund wurde die Pistolenkugel, die der Attentäter Mehmet Ali Ağca damals auf Johannes Paul II. abgefeuert hatte und die seinen Magen lebensgefährlich verletzt hatte, in die Krone der Marienstatue von Fatima eingearbeitet. Darüber hinaus gibt es übrigens noch eine weitere Pilgerstatue, die bereits dreimal im Vatikan “zu Besuch” war und dafür eigens mit einer portugiesischen TAP-Maschine sozusagen ganz privat geflogen wurde. Was für ein Service für eine Holzstatue!

Für mich als Protestantin war dieser Ort Fatima, der inzwischen vom Wallfahrtstourismus gut leben kann, doch ziemlich ambivalent. Dutzende Souvenirläden verkaufen dort zwischen Christiano Ronaldo- Handtüchern und Papstkissen Marienstatuen in allen Größen und Materialien. Passend dazu kann der Gläubige direkt vor Ort im Hotel “Halleluja” einchecken, bevor er auf den gekauften Knieschonern die letzten 200 Meter auf den Knien zur Wallfahrtskirche rutscht. Um zu zeigen, dass er wie Jesus Leid erträgt und um Sühne zu tun. Die Szenen, die ich dabei beobachtet habe, waren teilweise befremdlich: Da war zum Beispiel eine Frau, die mit ihrem Kind, das sie gerade stillte, in der prallen Mittagssonne über den Platz rutschte und dabei leise Gebete vor sich her sprach. Am Ende des Weges befindet sich die Kirche, in denen die Gräber der Hirtenkinder liegen. Umringt von Gläubigen, die den Ort filmen und fotografieren.

Ich war in Fatima mit dem deutschen Pfarrer Norbert Abeler verabredet, der dort täglich fünf Stunden lang den Besuchern aus Deutschland die Beichte abnimmt. Das passiert unterirdisch, in den angenehm kühlen Räumen, die je nach Nationalität mit einem passenden Priester besetzt sind. Als mir Abeler zur Begrüßung die Hand gibt, fügt er scherzhaft hinzu: “Die ist jetzt übrigens heilig”. Damit spielt er darauf an, dass er beim Besuch von Papst Franziskus das Glück hatte, ihm kurz die Hand zu schütteln und mit ihm zu sprechen.  Ich unterhalte mich mit dem Pfarrer über das seiner Meinung nach Spirituelle dieses Ortes, über was die Gläubigen bei der Beichte mit ihm sprechen und wie verändert sie danach von hier weggehen.    

Nur einen Tag später traf ich mich in dem beschaulichen Badeort Cascais (rund 30 km von Lissabon, mit dem Regionalzug in 40 Min erreichbar) mit dem gebürtigen Portugiesen Jose Camara, der als junger Mann nach Südafrika ging und dort viele Jahrzehnte im Immobilienbusiness arbeitete, bevor er nach Portugal zurückkehrte. Seit 2012 hat er aus seiner Leidenschaft zur Marienstatue von Fatima ein Hobby gemacht und inzwischen über 1000 von ihnen auf Wunsch an Kirchen, Krankenhäuser, Schulen und Gefängnisse weltweit geschickt. Alles hatte mit einer Spende von 12 Statuen in Kapstadt begonnen. Als eine Story darüber dort in einer Zeitung erschien mit dem Hinweis, dass man bei Bedarf Jose anschreiben könne, kam der Stein ins Rollen. Seitdem erhielt er Hunderte von Emails und seine Fatima-Statuen sind über die ganze Welt verteilt, von Australien bis nach Mauritius. Da er trotz seines Engagements immer anonym bleiben wollte, gibt es keine Fotos von ihm und auch ich durfte keines von ihm machen. Nach unserem Gespräch hat mir Jose dafür noch einen wunderschönen Platz hoch über Cascais gezeigt, den ich nur weiter empfehlen kann: der Blick von der Casa da Guia ist einfach fantastisch… http://www.casadaguia.com/

hast Du kein Ticket, guckst Du nur…

Bevor ich es vergesse..eine denkwürdige Anekdote habe ich dann doch noch zu Cascais bzw. zum öffentlichen Fahrkartensystem in Lissabon: Obwohl mich ein Kollege, der erst kürzlich in Lissabon war, noch davor warnte und betonte, für jede Person immer nur einzeln einen Fahrschein zu lösen und nie für zwei bzw. mehrere zusammen, habe ich das an diesem Abend in der Hektik dann doch mal vergessen (der Zug stand schon da, wir wollten schnell das Ticket am Automaten kaufen und um Zeit zu sparen habe ich in der Eile einfach zwei Fahrten auf eine Karte gebucht, also für zwei Personen. Schon Sekunden später rächte sich das an der Schranke, an der man das Ticket scannen muss, um durch zu gehen. Die öffnet sich logischerweise nur einmal, man geht durch, aber wenn man nun das Ticket nach außen reicht, kommt der nächste damit nicht mehr rein…außer, man geht gleichzeitig zu zweit durch (was wirklich nicht einfach ist, weil die Schranken blitzschnell wieder schließen). Fragt bitte nicht, wie wir in der Hektik (der Zug sollte jede Sekunde losfahren) da mit Gewalt rein gekommen sind, das klappte irgendwie, doch dabei verloren wir die Karte und hatten keine Zeit mehr sie aufzuheben, denn der Zug fuhr los. So, nun waren wir zwar in der Bahn, aber hatten keine Ahnung, wie wir in Lissabon ohne Ticket in der Hand jemals wieder durch die Schranke rauskommen (denn zum Rausgehen musste man ja wieder an der Schranke scannen). Ich hoffte noch darauf, vor der Schranke neue Tickets kaufen zu können, doch die Automaten dafür waren logischerweise alle erst hinter dem Ausgang. Da standen wir nun, wie zwei Gefangene im Zoo, hinter Gittern und konnten nicht raus. Und jetzt? Zum Glück lief ein Bahnangestellter hinter uns her und erkannte unsere Hilflosigkeit. Auf Englisch erklärten wir ihm, dass wir unser Ticket verloren hatten und nun nicht mehr aus dem Bahnhof kommen. Wortlos ging er mit seiner Dauerkarte um den Hals zur Schranke, scannte durch und lief auf der anderen Seite weiter. Ich dachte zuerst: danke, soviel zum Thema Hilfe. Doch wenige Sekunden später drehte er um, kam wieder rein und deutete uns an, jeweils einzeln mit ihm durchzugehen. Also ging er zuerst gleichzeitig mit meinem Freund durch, danach kam er zurück und machte dasselbe Spiel nochmal mit mir. Wir waren draußen mussten nicht am Bahnhof übernachten, juhu! Ein paar Meter vor uns hatte bei der Aktion übrigens eine Gruppe von Polizisten gestanden, das habe ich erst hinterher realisiert. Jedenfalls hat uns dieser portugiesische Bahnmitarbeiter gerettet. Obrigado dafür. Und ich kann Euch eines versprechen: das passiert mir nicht noch einmal, ganz sicher:-)    

Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt…

Ich glaube ja nicht an Zufälle, manche Dinge sollen einfach passieren. So wie unser völlig ungeplanter Besuch im Fado-Cafe “O fado da Mimi”, der zu einem denkwürdigen Abend werden sollte. Denn eigentlich wollten wir ursprünglich in ein ganz anderes Lokal, doch das hatte leider geschlossen. Also ließen wir uns einfach durch die Gassen treiben und liefen durch Alfama, als wir plötzlich die Stimme einer Fado-Sängerin hörten und abrupt stehen blieben. Maria Mirra (so hieß die Sängerin, wie wir später erfuhren) saß da mit ihrer Gitarre auf ihrem Hocker und sang einfach so wunderschön, dass wir zu einem der hinteren Tische gingen. Genau an den neben den zwei alten Herren, die scheinbar nur den ganzen Abend auf uns gewartet hatten. Sie deuteten uns gleich an, dass wir uns neben sie setzen sollen. Und kaum hatte Maria den letzten Ton gesungen, um eine Pause zu machen, sprachen uns Tony und sein Freund Francesco auch sofort an. Die beiden hatten wohl schon einige Gläser Wein intus, jedenfalls erinnerte Tonys Art und Weise zu sprechen und seine Gestik an einen Robert de Niro – Monolog aus “Der Pate”. Er erzählte uns, dass er in Portugal geboren wurde, an der Seite seines Freund Francesco für seine Heimat im Krieg in Angola gekämpft hatte, bevor er dann in die USA ging, wo er bis heute (in Kalifornien) lebt. Er wolle sich mit uns über Politik unterhalten (“endlich mal Europäer, mit denen ich konstruktiv diskutieren kann”) und bekannte sich offen als Trump-Anhänger. Seine Tochter, sagte er, arbeite zu seinem Leidwesen für die Demokraten. Bei seinen Ausführungen holte er immer weit aus, sprach sehr langsam und machte bedeutsame Pausen. Doch das alleine war noch nicht das Highlight. Denn während seiner ausschweifenden Erklärungen über das Versagen Obamas und die ach so tollen Leistungen Trumps zog Tony jedesmal -ohne es zu merken- die ganze Tischdecke mit sich mit. Das war der Moment, in dem Francesco jedes Mal tapfer dagegen hielt, um zu verhindern, dass das komplette Gedeck klirrend auf den Boden fällt. Ich weiß nicht, ob Ihr Euch das bildlich vorstellen könnt, aber diese Szene war wirklich beste slapstick comedy. Ich musste mich mehrmals zusammenreißen, um nicht laut loszulachen. Dabei warf Francesco immer wieder resigniert ein, dass sie eigentlich nun gehen müssten, weil er um 4 Uhr morgens wieder aufstehen müsse, um seinen Flug zu bekommen. Tony bestätigte das nickend und… bestellte sich ein weiteres Glas Wein, bevor er sich wieder seinem Lieblingsthema Politik widmete. Wir wiederum versuchten, unsere europäische Sichtweise klar zu machen, die natürlich im Gegensatz zu Tonys Weltbild stand. Ich muss nicht betonen, wie oft das Tischtuch von Francesco an diesem Abend noch gerettet werden musste, aber er selbst brachte es treffend auf den Punkt, als er, weil Tony beim Bezahlen es zum x-Mal ins Rutschen brachte, zum letzten Mal mit aller Kraft dagegen hielt, es wieder hoch zog und dann trocken feststellte: “This was my mission tonight” (das war mein Auftrag/meine Aufgabe heute Abend). In dem Moment dachte ich wirklich, ich falle gleich vom Stuhl vor Lachen. Loriot at it’s best. Zum Schluss sang Maria Mirra nochmal und wir gingen nach Hause. Definitiv ein unvergesslicher Abend…

und weil wir gerade dabei sind…

noch so eine verrückte Geschichte: Mein Freund und ich hatten uns für den Startup-Summit als Presse akkreditiert und da ich morgens erst noch zu einem anderen Interviewtermin musste, wollten wir uns nachmittags dann dort treffen. Als ich also am Vormittag in die übervolle Metro steige, steht ein Typ neben mir, der offensichtlich zu dem Summit fahren will, da er den Namen seines Unternehmens auf dem T-Shirt trug. Ich sprach ihn an und fragte, ob meine Vermutung richtig sei. Er sagte ja, wir unterhielten uns kurz und ich meinte noch zu ihm, dass ich später auch zu dem Event kommen würde, bevor ich an der nächsten Station aussteigen musste. Stunden später, ich war immer noch unterwegs schickte mir mein Freund ein Foto zusammen mit diesem Mann, den ich angesprochen hatte. Ohne zu wissen, dass mir Hugo bereits in der Metro begegnet war, war er ihm dort unter Hunderten Leuten quasi als Erstes über den Weg gelaufen und die beiden waren ins Gespräch gekommen…als sich aufklärte, dass wir uns alle drei nun kannten, haben wir abends dann noch mit ihm zusammen gesessen und dank mir weiß Hugo jetzt, dass er in Deutschland ein Getränk ist:-) er wollte das zuerst nicht glauben… wir nennen ihn deshalb jetzt nur noch Hugo’s:-)

dies & das

-bei meinem Interview mit der evangelischen Pfarrerin Nora Steen (sie sprach viele Jahre das “Wort zum Sonntag” in der ARD) habe ich erfahren, dass es an portugiesischen Schule aufgrund der Geschichte (Diktatur unter António de Oliveira Salazar) in Portugal eigtl. keinen Religionsunterricht gibt  (sie ist Religionslehrerin an der deutschen Schule in Lissabon und damit eine große Ausnahme, wie sie mir sagte)

-etwas, was mir persönlich echt auf den Nerv ging in Lissabon sind die jungen Drogendealer, die überwiegend in der Hafengegend völlig frech und ohne sich zu schämen einen ständig danach fragen, ob man Kokain kaufen möchte. Sie quatschen ganz offen jeden Touri an, der die Straße lang kommt, wirklich unfassbar. Ich war ja schon in vielen Städten auf der Welt, aber sowas hab ich noch nicht erlebt. Und die Polizei scheint es nicht zu interessieren. Ich bin jedenfalls nach dem 15. Mal ansprechen fast ausgeflippt…

– das non plus ultra für seafood ist angeblich das “Ramiro”. Da blinzelt einen der Hummer quasi noch vom Aquarium aus an, bevor er Minuten später auf dem Teller liegt. Wir also hin und …mussten ne Wartenummer ziehen. Wie beim Arbeitsamt. Drinnen ein Geräuschpegel wie im Hofbräuhaus. Mit Neonlicht, hektisch wirbelnden Kellnern. Wer’s mag. Der Knüller ist jedenfalls, dass man beim Nummerziehen nach seiner Sprache gefragt wird und so hört man dann alle paar Sekunden per Lautsprecher eine Nummer auf….japanisch, französisch, englisch etc. Also unter Atmosphäre stelle ich mir was Anderes vor. Aber zumindest habe ich an dem Abend gelernt, dass zu seafood gar kein Fisch zählt…und wir sind wieder gegangen:-)  http://www.cervejariaramiro.pt/

-neben dem berühmten Seefahrerdenkmal in Belem gibt es eine schöne Aktion: Dort kann man für eine Spende von drei Euro ein Schloss mit Metallherz dran kaufen und es an ein Kunstwerk in LOVE-Form anschließen. Der Erlös für die Schlösser geht an ein Kinder/Herzhospital in Mosambique.

-wer mal einen Tag am Strand verbringen möchte, dem empfehle ich den Beach Shuttle, der für zehn Euro Roundtrip jede Stunde an der Metrostation Rossio losfährt. Er bringt einen in nur 30 Minuten an die Costa da Caparica, einen kilometerlangen Strand mit vielen Restaurants und starker Brandung. Nicht ohne Grund sind hier an jedem Abschnitt Baywatch-Schwimmer unterwegs, die auf Quads und mit Trillerpfeife an der Promenade hin und herfahren und alle Surfer oder Schwimmer genau im Auge behalten…  

-unsere absolute Lieblings-Rooftopbar am Abend: Die Topo-Lisboa Bar am Martim Moniz Platz (war ein Tipp vom Uber-Fahrer!) Einfach mit dem asbachuralt ächzenden Fahrstuhl bis in den 6. Stock fahren und durchs Restaurant nach draußen. Dort hat man abends einen tollen Ausblick auf die Altstadt, dazu gibts leckere Cocktails und tolle Musik, zu der die Leute auf den Bänken tanzen. http://www.topo-lisboa.pt/

crazy, crazy…


Völlig unbewusst und ohne es zu ahnen, hatten wir unseren Lissabon-Trip so gebucht, dass wir zum Stadtfest da waren, der verrücktesten Nacht des Jahres. Denn am 12. Juni beginnen die Festlichkeiten zu Ehren des heiligen Santo Antonio, dem Schutzheiligen  der Stadt und dem Volksheiligen, der als Ehestifter gilt. Kein Wunder also, dass an diesem Tag Massenhochzeiten stattfinden, außerdem schenken sich die Liebenden als Zeichen der Zuneigung gegenseitig Basilikumtöpfe. Abends ab 21 Uhr fängt dann auf der Avenida da Liberdade der Marchas Populares an, eine Art Parade wie beim Karneval in Rio. Dabei findet die eigentliche Show, die vom Fernsehen übertragen wird und mehrere Stunden dauert, nur vor den aufgebauten Zuschauertribünen statt. Wir dachten, dass sich der Umzug fließend durch die Straßen bewegt, doch bei uns am Ende der Strecke kamen die Gruppen leider nur noch einzeln und mit mit langen Pausen dazwischen an. Wieder was dazu gelernt…Danach begann jedenfalls die Straßenparty in den Vierteln wie Bairro Alto, Mouraria-Viertel und Alfama. Dabei holen alle ihren Grill vor die Tür und bieten Sardinen an. Die Leute tanzen auf den Plätzen und in den Gassen zu Volksliedern und aktueller Musik. In dieser Nacht war Lissabon definitiv a city, that never sleeps…und der perfekte Abschluss für unsere Reise. Adeus, Lisboa! PS: dieses Video von Thomas Anders wurde übrigens in Lissabon gedreht:

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