Schreiben war schon immer meins...

…eigentlich, solange ich zurückdenken kann. Ich weiß es noch wie heute: Mit Mathe-Aufgaben konnte man mich in Sekundenschnelle zur Verzweiflung bringen, im Deutschunterricht hingegen war meine Welt wieder in Ordnung. Die Halbjahresberichte in meinem Schulzeugnis aus der 1. Klasse waren schon ein Wink mit dem Zaunpfahl: „Im Deutschunterricht nahm Anja neuen Lehrstoff leicht auf. Ihre sprachliche Ausdrucksfähigkeit war vielfältig und jederzeit verfügbar (…) Den Lese-Lehrgang hat sie mit Erfolg abgeschlossen. Häufig machte sie freiwillig zusätzliche Schreibübungen (dass ich so ne Streberin war, daran kann ich mich wirklich nicht mehr erinnern, aber wenn’s da so steht…:-)) Im Mathematik-Unterricht ließ sie sich rasch entmutigen, wenn sie etwas nicht sofort begriff.“ Bingo. Mein Klassenlehrer ahnte also damals schon, dass aus mir keine Naturwissenschaftlerin werden würde. Dabei war ich erst sieben. Aber er sollte mit seiner Prophezeiung recht behalten. In der dritten Klasse kassierte ich bereits einige „Einser“ für Aufsätze mit so packenden Headlines wie „Wie wir einmal Zimtsterne backten“, „Mein Schulweg“ oder „Ein Ausflug mit Folgen“. Damit nicht genug.  Zuhause wurden Freunde und Bekannte meiner Eltern – ob sie wollten oder nicht – bei ihrem Besuch zum Testpublikum meiner selbst geschriebenen „Hanni und Nanni“ Geschichten, die ich an meiner Schreibmaschine (wer nicht mehr weiß, wie sowas aussieht: siehe deutsches Museum) getippt hatte und dann stolz wie Oscar vor versammelter Mannschaft vorlas.  Auf die Frage, was ich später denn mal werden wolle, gab es von da an von mir natürlich nur noch die Antwort: Schriftstellerin. Okay, genug der Nostalgie. Machen wir einen Zeitsprung…

Nach meinem Abitur habe ich an der Universität Hannover Geschichte und Germanistik studiert, bevor ich für einige Jahre beim Radio bzw. Fernsehen gelandet bin. Unter anderem bei Talk-Shows wie „Sonja“ (Sat 1) und „Fliege“ (ARD) und beim Reisefernsehsender „TV-Travelshop. Im Jahr 2003 gab es dann im doppelten Sinne eine Zäsur: Zum einen bin ich -zunächst für die Zeitschrift Gala und dann 2006 nochmal als freie Journalistin- nach New York gegangen. Zum anderen wechselte ich damit endgültig vom TV zum Print. Die insgesamt rund zwei Jahre im Big Apple waren eine spannende Zeit, in der ich beruflich viel erlebt und gelernt habe (zum Beispiel mein schlechtes Schulenglisch in ein interviewreifes zu verwandeln). Begegnungen mit Prominenten wie „Columbo“ Peter Falk, Hollywoodlegende Tony Curtis oder US-Präsident Barack Obama waren nur einige Highlights.

Noch mehr sind mir aber die „ordinary people“ in Erinnerung geblieben. Menschen von der Straße, die mir Geschichten aus ihrem Leben erzählt haben. So wie New Yorks ältester Taxifahrer Johnny „Spider“ Footman, der mit 92 Jahren immer noch durch die Straßen Manhattans fuhr und damit bis zum 100. Geburtstag weiter machen wollte. Oder der Mohawk Indianer John McGowan, dessen Vater und Großvater bereits als sogenannte Sky walker in schwindelerregender Höhe an den Twin Towers mitbauten. Im Interview schilderte er eindrücklich, wie viel es ihm nach 9/11 bedeutete, beim Bau des Freedom Towers dabei gewesen zu sein. Ebenfalls nicht vergessen werde ich meine Reportage über Pfarrer Steve Brigham, der in den Wäldern New Jerseys mit Obdachlosen zusammen lebte, die während der Bankenkrise Job und Haus verloren hatten. Ich könnte diese Liste noch fortsetzen, aber ich denke, es wird schon jetzt klar, warum ich meinen Beruf so liebe: Weil ich es jedes Mal aufs Neue als Privileg und Geschenk empfinde, Menschen wie sie zu treffen und über sie schreiben zu dürfen. Etwas aus ihrem Leben zu erfahren. Denn von jeder Geschichte nehme ich selbst auch etwas für mich mit. Und hoffentlich auch etwas für meine Leser.

Wenn Ihr Lust und Zeit habt, die von mir erwähnten Artikel oder auch andere Texte zu lesen, dann schaut einfach in mein Archiv. Vielleicht noch kurz ein Wort zu meinem Schreibstil: Da halte ich es mit dem alten Schopenhauer, der mal so weise meinte:

„Nichts ist leichter, als so zu schreiben, dass kein Mensch es versteht; wie hingegen nichts schwerer, als bedeutende Gedanken so auszudrücken, dass jeder sie verstehen muss.“ Recht hatte der Mann. Das ist auch meine Philosophie.

In diesem Sinne: Ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen und Stöbern auf meiner Seite…

Eure

Anja Boromandi

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